Historische Sehenswürdigkeiten in Langerwehe:

Der jüdische Friedhof

 Der Hauptstraße westwärts folgen, hinter dem Ortsende
gegenüber der Leo-Höxter-Straße rechts

Die Beschreibungen und die historischen Fotos entsprechen
der Beschilderung auf den Informationstafeln vor Ort.
Dieses Beschilderungssystem ist auf unsere Initiative hin in
Zusammenarbeit mit der Gemeinde entstanden.

 

  Der jüdische Friedhof

Jüdischer Friedhof Langerwehe
(eingetragen in die Denkmalliste der Gemeinde Langerwehe unter Nr.10)

Nach der jüdischen Religion gilt ein Grab als „Haus für die Ewigkeit“, d. h. das Grab besteht über alle Zeiten bis zum Jüngsten Tag.

In Langerwehe lebten seit dem 17. Jh. Juden, und in dieser Zeit wurde bereits ein Begräbnisplatz angelegt. Dieser liegt südöstlich unter einem kleinen Hügel nahe dem noch erhaltenen „jüngeren“ Friedhof mit seinen 32 Grabsteinen des 19. und 20. Jh.s, die aus unterschiedlichem Gestein bestehen. Die Aussagekraft der Grabsteine liegt z. B. in deren steinernen kronenartigen Abschlüssen oder in verschiedenen Schmuckzeichen im Kopfteil. Levitische Abstammung eines Mannes drückt ein Grabstein mit eingemeißelter Kanne aus. Zwei Grabsteine in Pultform zeigen den Davidstern als Glaubenssymbol. Ein Doppelstein in Form der Gesetzestafeln steht auf dem Grab eines Ehepaares.
Die älteren Grabsteine auf diesem Begräbnisplatz weisen hebräische Inschriften auf, in der folgenden Zeit sind die Texte in Hebräisch und Deutsch geschrieben worden, auf den jüngeren Steinen sind einzig deutsche Texte zu lesen.
Der Wandel der Schrift auf den Steinen ist Zeichen der kulturellen Anpassung einer jüdischen Landgemeinde.

Auf verschiedenen Grabsteinen steht eine Jahreszahl nach der sog. „kleinen Zeitrechnung“ des jüdischen Kalenders, z. B. steht „631“ für „5631“. Diese Jahreszahl entspricht dem bürgerlichen Jahr 1871.
Der Grabstein der 12-jährigen „jüngsten“ Toten lässt auf deren Religionsmündigkeit - das bedeutet: in religiöser Hinsicht erwachsen sein - schließen. Meist wurde erst danach ein eigener Grabstein aufgestellt. So gibt es auf diesem Friedhof keine Kindergrabsteine.

Die letzte Beerdigung war 1936 die von Gustav Jakobs, doch kein Stein zeugt vom Leben und Sterben dieses Toten.
1936 betrug die Einwohnerzahl der damaligen Gemeinde Langerwehe (heute Ortschaft Langerwehe) 2660, der Anteil der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger lag bei 1,8 %.

Text : Mechtilde und Josef Lothmann.